Bücher, die mein Leben bereichern: Pascal Mercier, Das Gewicht der Worte
War ein Schweizer Philosoph der „Analytischen Philosophie“, der unter dem Pseudonym Peter Bieri phantastische Prosa geschrieben hat.
Die „Analytischer Philosophie“ ist eine philosophische Strömung, die aus den Arbeiten der Logiker Frege, Russell und Wittgenstein hervorgegangen ist. Sie wird auf Sprache angewandt, um deren undurchsichtigen Gebrauch zu klären.
Sein Buch „Der Nachtzug nach Lissabon“ brachte 2004 den Durchbruch. Nach „Perlmanns Schweigen“ und „Der Klavierstimmer“ aus den Jahren 1998 und 2004, zählen alle seine Bücher zu den großen Bestsellern der vergangenen Jahre und sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2007 folgte dann die Novelle „Lea“ und der Roman „Das Gewicht der Worte“ 2020.
Aber wie liest sich nun unter diesem Aspekt Pascal Merciers Prosa?
Wie auch in den anderen Büchern übernehmen seine Betrachtungen über die Sprache und ihren Unterschieden und Gemeinsamkeiten auch im Buch „Das Gewicht der Worte“ die zentrale Rolle.
Wie der Titel schon andeutet, behandelt es die großen tiefgreifenden Themen des Lebens: Tod, Beruf und Berufung, Verlust, die eigene Unendlichkeit sowie die Freiheit des Menschen und ihre Grenzen. Der Autor behandelt den Zusammenhang zwischen dem Klang eines Wortes und seiner Bedeutung und in welcher Sprache eine Stimmung treffend ausgedrückt werden kann. Den Leser erwartet kein Ausflug in die Logik der Sprachphilosophie, sondern ein sprachliches Abenteuer in die Welt der Sprache und ihrer Anwendung.
Der Roman beginnt für den Übersetzer Simon Leyland mit einem ärztlichen Irrtum, der ihn aus der Bahn wirft. Die vermeintliche Katastrophe erweist sich aber als Wendepunkt, an dem er sein Leben noch einmal völlig neu einrichten kann. Das Drama seines Lebens ist ein möglicher Sprachverlust. Er verkauft seinen Verlag und gibt seinem Leben eine neue Wendung. Darin liegt die Chance, eine ganz eigene Sprache zu finden, die seiner ganz eigenen Erfahrungen und Gedanken. Er wird vom Übersetzer zum Schriftsteller.
Aber es geht auch um die Frage, wie frei wir über unser Leben entscheiden können, und um die Freiheit, die uns die Literatur schenkt. Viele philosophische Fragen der Existenz werden angesprochen und sind sprachlich exzellent einfühlsam beschrieben.
Das Gewicht der Worte ist reichhaltig, ist kein Philosophisches Werk, sondern bietet die Chance, in die Welt der vielfältigen Sprachen des Mittelmeers einzutauchen, die feinen Töne und Rhythmen der Sprache einzufangen.
Für jeden, der das Wort liebt, ein Hochgenuss!!!
Schreiben entsteht aus Schlüsselerfahrungen: Erfahrungen, die das Leben innerlich organisieren, ohne dass man es bemerkt. Man sieht, hört oder liest etwas, und darum herum gruppiert sich vieles, was man später fühlt und denkt. Die Einbildungskraft ist die Fähigkeit, solche Erfahrungen auszuspinnen und zu reichen Geschichten zu verdichten. Es liegt eine unerhörte Freiheit und ein unerhörtes Glück in dieser Tätigkeit. Man hat beim Schreiben das Gefühl: Jetzt bin ich ganz bei mir selbst. Damit geht eine besonders intensive Erfahrung von Zeit einher, von der auch Leyland in seinen vielen Briefen an Livia spricht. Die Phantasie, wenn man sie ihre Wege gehen lässt, schafft ihre eigene Art von Gegenwart: die Gegenwart der Poesie. In dieser poetischen Gegenwart kommt all das zur Geltung, worum es einem wirklich geht. Man wünschte, es möchte immer so weitergehen, und ist unglücklich, dass die Geschichte aus ihrer Logik heraus ihr Ende erzwingt.